Presse Rautenfisch

 

Presse Artikel Münchner Merkur,
Januar 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Presse Münchner Merkur Jan 2008

 


 

 

Interview des Idea-Verlag mit dem Künstler Wolfgang End und Prof. Hubertus Häberle vom Institut für Gliederfüssler, Wirbeltiere und bayerische Rautenfische.

Von Hariet Paschke

 

Idea-Verlag: Wie Sie uns erzählt haben, Herr End, war das Malen schon in Ihrer Kindheit eine Leidenschaft. Haben Sie sich stringent auf den Beruf des Kunstmalers hin entwickelt?

 

End: Eigentlich nicht. Denn, ob ich male, war damals nicht ganz klar. Zumindest künstlerisch wollte ich den Weg gehen und da waren genügend Ansätze schon da. Malen ist ja nur eine Sprache in der Kunst. Schon mit vier Jahre hörte ich im Radio, zum Leidwesen meiner Eltern, am liebsten Opernarien und Operetten. Meine Mutter mochte keine Opern. Gerne baute ich auch aus Sand im Sandkasten oder aus Lehm und Steinen kleine Städte für Ameisen. In der Schule zeichnete ich und fiel dort durch die witzigen Zeichnungen auf. Wasserfarben mochte ich nicht so recht, denn ich hatte schon immer einen Hang für kräftige Farben!

Mit 12 begann ich in einer Akkordeonschule Gitarrespielen zu lernen. Später ging ich zum örtlichen Musikverein, um dort Klarinette zu lernen. Ich wechselte aber bald zu der Stadtkapelle Offenburg und bekam durch die Stadt Offenburg ein Stipendium für die Städtische Musikschule.

Das Bestreben Musiker/Künstler zu werden, wurde durch meine Eltern untergraben. Ich sollte einen anständigen Beruf ergreifen. Deshalb machte ich eine Betriebsschlosserlehre. Kunst blieb somit Nebensache und ich hatte ein Problem damit. Irgendwie wollte ich doch die örtlichen Grenzen sprengen, was ich Schritt um Schritt auch tat. Bei der Bundeswehr gab es verschiedene Situationen, die mein zukünftiges Handeln bestimmten sollten. Das war Anfang der 70er Jahre, als ich dort meine Wehrpflicht ableistete. Ich beobachtete eingezogene Drogensüchtige, die apathisch auf den Fluren im San-Bereich herum lagen und mit leeren Blicken wie Zombies in die Gegend starrten. Während dieser Zeit war ich auch bei einer Truppenübung in Grafenwöhr. Dort wurden amerikanische Soldaten aus Vietnam zwischengelagert, weil man sie so in den USA nicht zeigen wollte. Sie hat man auch, mit Drogen voll gepumpt, in den Kampf geschickt. Sie waren aggressiv und sahen elend aus. Dies war sozusagen der Impuls, mein Leben zu ändern. Von da ab wollte ich nicht mehr nur den Wünschen meiner Eltern Folge leisten und das machen, was man in einem Dorf für richtig hält, sondern ich wollte etwas gegen das Unmenschliche, etwas für den Menschen tun und beschloss, mein Leben in die eigene Hand zu nehmen und das zu tun, was wirklich gemacht werden musste. Nach der Bundeswehr besuchte ich zunächst die technische Berufsaufbauschule. Nebenher arbeitete ich bei einem Gipser (Hausverputzer) und mit dem ersten Geld kaufte ich mir Pinsel, Malpappe und Farben. Dies war der Beginn der Malerei. Genau in dem Augenblick, als ich mit dem Malen anfing, war es auch mit der Musik zu Ende. In der Freizeit beschäftigte ich mich auch mit Lyrik. In einem Kino wurde ich Filmvorführer. Nachmittags hatte ich dadurch viel Zeit zum Malen. Während der Filmvorführungen las ich hauptsächlich. In dieser Zeit lernte ich auch eine Freundin kennen. Wir kauften uns eine Eigentumswohnung und zogen zusammen. Da ich aber dadurch mehr Geld brauchte, ging ich auf Montage. Ich malte daher nur am Wochenende. Während der Woche beschäftigte ich mich mit Lyrik. Ende der 70er Jahre lebte ich dann in Stuttgart. Die ersten Bilder wurden verkauft. Mitte 1980 ging ich nach München, um Profi zu werden.

 

Idea-Verlag: Welche Künstler in der Vergangenheit und Gegenwart haben Sie bewundert oder besser gesagt, gibt es Vorbilder?

 

End: Da gibt es sehr sehr viele: Sophie Calle, Ellsworth Kelly, Frank Stella, Roy Lichtenstein, George Grosz, Max Beckmann, Otto Dix, Joseph Beuys, die Impressionisten, Hironimus Bosch, Mathias Grünwald etc. und Waki Zöllner.

 

Idea-Verlag: Die Inhalte Ihrer Bilder und die Darstellungsweise könnte man als "typisch für den End" bezeichnen. Ich meine damit vor allem Ihre heiter-ironische Art, Attitüden der Gesellschaft und regionale Symbole zu persiflieren. Wie sind Sie dazu gekommen? Ist es aus dem Bauch heraus entstanden oder das Produkt intensiven Suchens nach einer Lücke in der immensen Flut an Bildproduktionen?

 

End: Es waren zunächst die Grenzen im kleinen Dorf. Mein damaliger Horizont endete am Ortsschild und die Welt war eine Scheibe. Damals dachte ich schon, dass es was anderes geben müsste, so sprengte ich Grenze um Grenze.
Schon früh stand auch der Mensch im Mittelpunkt meiner Beobachtungen und ich wurde auch ein großer Fan der Menschenrechte.
Dabei studierte ich auch das Klein(st)bürgerliche, ihr Denken, ihre Sprache und Ausdrucksweise. Viele Reisen unternahm ich in die Pfalz, nach Baden-Württemberg und später innerhalb von Bayern, um die Eigenarten und Verhaltensweisen der dort lebenden Menschen zu verstehen.

So kam ich auch auf die Weißwurst, die Frauenkirche und die bayerischen Rauten.
Natürlich beschäftigte ich mich die ganze Zeit mit Kunst. Wie wird Kunst definiert, was ist Kunst usw., dadurch lernte ich viele Künstler und viel Kunst und deren Spielarten kennen.
Nach einer Lücke habe ich nie gesucht, aber nach einer Ausdrucksform, mit der man gut den Menschen erreichen kann. Kunst kann man u.a. auch damit definieren: Man findet etwas, was bei den Leuten eine emotionale Wirkung auslöst, auf das setzt man seine Botschaft/Mitteilung und so auf diese Art und Weise wird dies zur Kunst.

 

Idea-Verlag: Der Rautenfisch ist ja nun eine einmalige Idee und ausbaufähig. Manche sprechen von einem Rautenfisch-Imperium! Warum?

 

End: Der Rautenfisch ist ja ursprünglich und auch jetzt ein Symbol für Bayern. Er ist sogar ein bayerisches Staatsgeheimnis! Er soll die Landschaft Bayern und deren Menschen symbolisieren. Ursprünglich sollte er das ja in einem See vor der Bayerischen Staatskanzlei im Hofgarten. Scherzkekse haben den Fisch aber entführt und ausgesetzt. Dadurch geriet er außer Kontrolle und man fürchtet sich daher um die heimische Fauna und Flora.

Die Bayern sind ja eigentlich im Grunde harmlos und friedlich, aber wehe man reizt sie. Dann können diese zu Rasenden werden.

 

Idea-Verlag: Herr Prof. Häberle waren sie nicht erstaunt, dass die Wissenschaft da eine Spezies übersehen hat?

 

Prof. Hubertus Häberle: Wir haben hier keine Spezies übersehen. Vielmehr handelt es sich um eine neue Fischart, die sich unkontrolliert verbreitet und rasend vermehrt und wir Wissenschaftler wissen nicht, wo das Ganze hinführt und wie weit es die heimische Fauna und Flore beeinflusst. Um wirklich das Ausmaß des Schadens erfassen zu können, bedarf es noch weiterer Forschungen und das kostet Geld. Ob der Fisch uns nützt oder schadet, wissen wir noch nicht, aber dass er uns schadet nehmen wir so einfach mal an. Weitere Forschungsergebnisse über den Rautenfisch finden sie im zweiten Buch, das wohl zum Herbst herauskommen wird.

 



 

Ortenberger Narrenblatt, Februar 2007

 

Der Rautenfisch

Piscarius Ruta · Teil II

Machen Fische nur blubb – blubb?

 

Die Rautenfische sprechen blubb – blubb. Wir hörten nur blubb – blubb, als wir, Maria und ich, unser Ohr auf das Wasser auflegten. Also ist die Sprache der Rautenfische „Blubb – Blubb“!

Wir nahmen das Blubbern der Fische mit elektronischen wasserverträglichen Tonaufzeichnungsgeräten auf. Im Tonlabor im Institut für Gliederfüssler, Wirbeltiere und bayerische Rautenfische in Tübingen verglichen wir die einzelnen „blubbs“.

Siehe da, nicht alles ist blubb – blubb.

 

Die intelligenten Menschen verstehen diese Sprache. Die etwas dümmeren Menschen eben nicht. Denn für diese Menschen ist das nur blubb – blubb und sie verstehen nur blubb – blubb.

 

Selbst der Bundestag, der im Reichstag sitzt, macht nicht blubb – blubb, aber viele Menschen verstehen nur blubb – blubb und denken, die machen nur blubb – blubb.

 

So ist es auch in Brüssel. Alles was von der EU kommt ist blubb – blubb. Auch im bayerischen Landtag blubbert es, gerade für diese Menschen die gar kein bayerisch verstehen und mit einem harten Gangart nichts anfangen können.

Man hört Nachrichten, obwohl man genau hinhört, bleibt am Ende nur blubb – blubb hängen. Frag deine Ehefrau oder dein Ehemann, was er gestern in den Nachrichten hörte, es war nur blubb – blubb.

 

Wenn ein Rautenfisch – Männchen zu einem Rautenfisch – Weibchen blubbert, „Ich liebe Dich“, freut sich das Rautenfisch – Weibchen über diese wunderschönen Worte, über die Aktzeptanz und geniest die Bewunderung, die ihr entgegenkommt.

 

Wenn ein Menschen – Männchen zu einem Menschen – Weibchen sagt, „Ich liebe dich“, denkt das Menschen – Weibchen, so ein Schleimer und entgegnet mit voller Abscheu „Schleich Dich“!

Eigentlich schade!

 

Was glaubst Du, was wäre, wenn Menschen sich gegenseitig bewundern würden. Sie würden das entgegen gebrachte „blubb – blubb“ verstehen, sich umarmen und zurückblubbern.

Sag doch mal zu deinen Mitmenschen ein nettes blubb – blubb. Was meinst, wie der blubbert!

.............................................................................................................

 

Dies ist ein Ausschnitt aus dem neuesten Buch von Prof. Hubertus Häberele, Institut für Gliederfüßler, Wirbeltiere und bayerische Rautenfische. "Der Rautenfisch", Teil II wird zum Sommer hin auf den Markt kommen.

 


 

Fürstenfeldbrucker SZ Nr. 248 vom 27.10.2006

 

Neues aus der Evolution

Der Rautenfisch von Wolfgang End vermehrt sich

 

Puchheim • Der Rautenfisch ist los. Er ist ausgekommen und verbreitet sich unkontrolliert. Höchste Zeit für den Künstler Wolfgang End, die Bevölkerung über das bislang unbekannte Flossentier aufzuklären. Unter dem Pseudonym des Professors Hubertus Häberle hat sich der Puchheimer dieser Aufgabe angenommen. Gerade hat er ein satirisches Sachbuch verfasst und mit Zeichnungen illustriert.


Konditormeisterin Christine Scholz mit ihren
Rautenfisch-Pralinen. Foto: Günther Reger

Mal waren es Wolken, mal Vögel - schon länger rautet der Maler in seinen Bildern dies und das. Mitunter auch Fische. So wurde der Rautenfisch geboren. Das weiß-blaue Tierchen machte sich gut inmitten von Weißwürsten und bayerischen Oberbürgermeistern. Und vor allem: es kam bei den Betrachtern an. Seitdem treibt den Künstler eine fixe Idee. Der Rautenfisch soll Kult werden. Und Puchheim dessen Zentrum.

 

Im Buch ist dies alles freilich nicht nachzulesen. Dafür lässt End darin den schwäbischen Forschergeist Häberle über den gerauteten Fisch berichten. Und lüftet ein bayerisches Staatsgeheimnis. Denn die neue Gattung wurde ursprünglich im Teich vor der Staatskanzlei gehütet. Doch wegen weißbierbedingter Un-achtsamkeit der Staatsgewalt taucht der „Piscarius ruta" plötzlich in den entlegensten Tümpeln des Freistaats auf. Eine ironische Parabel auf Pannen im becksteinschen Sicherheitssystem? Eindringling Bruno im Schuppengewand?

 

Trüffel und Nougat

 

Der Künstler liebt das Spiel mit der Realität. „Die Abhandlung ist eine liebenswürdige Persiflage auf Statussymbole der bayerischen Nationalidentität", erklärt Ends Verleger Uwe Paschke. Doch der Rautenfisch soll mehr als Phantasie sein. Ein Beweis musste her, dass das Schuppentier inzwischen auch als Delikatesse geschätzt wird. Ein Fall für Konditormeisterin Christine Scholz. Denn der Rautenfisch schmeckt den Erkenntnissen des Biologen Häberle zufolge nicht etwa nach Forelle oder Hecht, sondern nach süßer Brombeere. Und so hat die Chefin der Puchheimer Konfiserie „Schokolädchen" eine Rautenfischpraline geschaffen: eine ovale Schokoform umschließt eine Füllung aus Trüffel, Nougat und Rautenfisch - pardon, Brombeere. Obendrauf ein Deckel aus weißer Schokolade mit Bildchen des bunten Wesens.

 

Mit dem Literaten, der Konditorin und dem Verleger haben sich Drei gefunden, die fest an die Trendsetter-Kraft der neuen Spezies glauben. Das Buch „Der Rautenfisch" von Wolfgang End und die Rautenfischpraline werden am Samstag, 28. Oktober, im Puchheimer Atelier des Künstlers vorgestellt (Birkenstraße 20). Beginn: 19 Uhr. JOHANNES HASLAUER

Copyright 2006 - 2008 by Wolfgang End